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Wegwerfwindeln: ein ökologischer Prüfstein

Welche Windeln würden denn unsere Babys heute wählen?

Sie müssten sich durch einen Dschungel von Schlagwörtern in der Werbung kämpfen, und würden sich dann vielleicht doch einfach für die mit dem besten Schnitt und Hautgefühl zum besten Preis entscheiden? Zwar glauben wir zu kennen, was die optimale Windel wäre, aber die Entwicklung zur besten, umwelt- und Po-verträglichsten ist noch in vollem Gange. Ja, und es fällt auch erwachsenen Test-Teams schwer, die Reiz- und Schlagworte der Industrie zu hinterfragen und klare Testresultate zu generieren und zu bewerten.





Früher

Die Babyboomers wurden noch mit Bauwollwindeln «verwöhnt», die von den nicht verwöhnten Hausfrauen – oft noch ohne Waschmaschine (!) – und mit Tensiden auf Seifenbasis gewaschen wurden. Denn Hausmänner gab es damals noch kaum. Dafür war die Ökobilanz frappant, hätte man sich um dieses Argument kümmern müssen.


Was dann kam

die Jahre der Kunststoffe, der Supermärkte und der Convenience. Pampers wurde von der Marke zum Sachbegriff der «Wegwerfwindel». Der Enthusiasmus über die praktische Wegwerfwindel wich nur langsam der Anerkennung der Schattenseiten: Petrochemische Plastikfolien, problematische Chlorbleichung, Weichmacher, Konservierungsmittel, Duftstoffe, Verbundmaterialien die nicht rezykliert werden können, Transporte über Kontinente, sowie energie-intensive Vernichtung in der Verbrennung nach Gebrauch.


Aber eine Rückkehr in die Fünzigerjahre des letzten Jahrhundert ist nicht möglich, zu gross ist der Bonus der Einfachheit, Convenience, Arbeitseinsparung.


Der Wettbewerb ist in vollem Gange

Ökologische, schadstofffreie, vegane, kompostierbare, bio-, usw. Windeln sind durch einige Firmen in Entwicklung und Optimierung und werden weltweit angepriesen. Verkauft werden aber eigentlich Typen mit Kompromissen, denn die Entwicklung zu der Wunsch-Windel ist langwierig und die Bemessungsgrundlagen sind noch nicht klar und ausgereift. Eine subjektive Testreihe für Deutschland findest Du z.B. unter natuerlich-kindgerecht.


Folgende Kriterien sollten eigentlich für die «Wunsch-Windel» transparent und wertvergleichend kommuniziert werden können:

  1. Kohlenstoffgehalt aus nachwachsenden Quellen nahe bei 100%

  2. Zertifikat als biologisch abbaubar und kompostierbar nach einer anerkannten Norm

  3. Totale Wasseraufnahme (ml)

  4. Mindest-Wasseraufnahme (mL) in der ersten Minute

  5. Wasserpenetration (flüssig und Dampf) der Aussenhülle praktisch null

  6. Daneben sind Hautgefühl / Scheuerverhalten, die Passform, die Reissfestigkeit sowie Schadstoff-Freiheit (Allergene, Schwermetalle, Hautpenetrationseigenschaften/Toxizität von Weichmachern, Feuchthaltemittel, Antioxidantien, Duftstoffen etc), sowie ein geringer Einsatz von erneuerbarer Energie für die Herstellung aber auch für den Transport an Einsatzort wichtige Kriterien, für die bisher öffentlich nur rudimentär Masstäbe zum Vergleich gesetzt wurden.


Claims und Deklaration

Werbung benutzt die Reiz- und Schlagworte wie «vegan», «biologisch abbaubar», «Klimawandel», «100% erneuerbare Energien», «CO2 neutral», «kompostierbar», «fair», «frei von (Duftstoffen, Chlor, hormonaktiven Stoffen, Parabenen...» und Du als Konsument glaubst nachvollziehen zu können, warum Deine Lieblingswindel die «Beste» ist. Aber wusstest du, dass Windelhersteller gesetzlich nicht dazu verpflichtet sind, die Inhaltsstoffe ihrer Windel auf der Verpackung anzugeben? Das heißt ein Hersteller kann keine, oder nur einige – oder aber wirklich alle Inhaltsstoffe auf der Verpackung angeben. Anstelle von nachvollziehbaren Stoffbezeichnungen findest Du nur Trivialnamen, Marken, Abkürzungen oder gar generische Stoffgruppennamen. Es muss also nicht immer nur das drinnen sein, was drauf steht, bzw. was Du glaubst es sei drinnen! Hersteller könnten Plastik, Mineralöl und vieles mehr verwenden – diese Inhaltsstoffe nirgends angeben – und trotzdem behaupten, z.B. umweltfreundlich zu sein.


Facts und Normen

Zwar gibt es auch Normen, wie z.B. für die «Bio-Abbaubarkeit» die Norm OECD301. (wikipedia). Wenn Du aber genau liest, wirst Du feststellen, dass vermutlich keine Windel, bzw. deren Komponenten in den geforderten 28 Tagen «weg» sein wird. Besser steht es mit den Normen ASTM D-6400 und EN13432.


Die amerikanische ASTM D-6400 fordert eine Abbaubarkeit von Kunststoffen von 60% innerhalb von 180 Tagen, um Produkte als «kompostierbar» zu kennzeichnen.

Europa: Eine Anerkennung als biologisch abbaubarer Werkstoff und kompostierbarer Werkstoff erfolgt nur, wenn die Stoffe innerhalb von 12 Wochen in einer Industriekompostierung nach Europäischer Norm EN 13432 zu mindestens 90% abgebaut werden. bioplastics.pdf Entsprechende Auszeichnungen (Label) gibt es in wenigen europäischen Ländern.


Der Lebenszyklus

Wegwerfwindeln werden international gefertigt und über Kontinente hinweg transportiert. Und landen schliesslich im Hausmüll, was in entwickelten Ländern heisst, sie werden in Kehrichtverbrennungsanlagen verbrannt, - oder unschöner - in Deponien gelagert. Werden Wegwerfwindeln verbrannt, ist der Energieaufwand sehr hoch, da sie viel Wasser enthalten, dafür musst Du Dir keine Sorge um Mikroplastik machen. Folien und Gewebe fossilen oder natürlichen Ursprungs verbrennen im wesentlichen zu CO2.


Werden sie aber deponiert, oder in der Umwelt unkontrolliert liegen gelassen, sind Polymere aus fossilen Quellen - also herkömmlicher «Plastik» - nachteilig, auch wenn jeder Werkstoff für sich beurteilt werden muss. Doch sogar bei biologisch abbaubaren Werkstoffen, werden wir uns um die dabei entstehenden Zerfallsprodukte sorgen müssen.


Ausblick

Die Bestrebungen die Wegwerfwindel ökologisch verträglicher zu machen sind lobenswert. Dennoch ist festzustellen, dass Du als Konsument kaum die Übersicht gewinnen kannst, wie weit zur Zeit die einzelnen Marktprodukte von der «Wunsch-Windel» weg sind. Dazu fehlen einheitliche Bemessungskriterien, Normen und Zertifizierungsstellen.


Sich in Details einlesen, kritisch hinterfragen und bewerten sollen wir alle. Somit danken wir Dir für Dein Interesse an diesem Blog! Wenn Du Fragen zum Inhalt hast, dann wende Dich gern an Lilavendel. Wir werden Deine Fragen gern durch einen Fachmann klären lassen.


Ein Schritt ist besser als keiner

Nach gründlicher Überlegung haben wir uns entschlossen, in unserem Sortiment ECO-Windeln zu führen: Die Attitude Erstlingswindeln oder die Pingo-Windel. Wir haben uns schlau gemacht und sind überzeugt, dass es besser ist, eine Windelmarke zu verkaufen, deren technischer Stand sich von der Standardwindel bezüglich umweltverträglichkeit dramatisch weiterentwickelt hat. Leider aber sind die Entwicklungen noch immer nicht nahe genug an der denkbar umweltfreundlichsten Windel: einer vollkommen kompostierbaren aus 100% Ausgangsstoffen aus der belebten Natur schonend hergestellt wurden.


Dein Lilavendel Team



 

www.lilavendel.ch

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